Nach der Rückkehr aus dem Ersten Weltkrieg beendete Willi Baumeister 1920 die Ausbildung an der Stuttgarter Akademie der Bildenden Künste. 1919 war er in die Berliner Künstlervereinigung Novembergruppe um Max Pechstein aufgenommen worden. In Stuttgart gründete er 1919 mit Oskar Schlemmer und anderen die Künstlergruppe "Üecht". Zu diesem Zeitpunkt begann er, Bühnenbilder und Kostüme für Aufführungen an Stuttgarter Theatern zu entwerfen und sich der Gebrauchsgrafik in Gestalt von Anzeigen und Drucksachen zuzuwenden.
Kontakte nach Frankreich
Ab dieser Zeit wurde auch die Öffentlichkeit zunehmend auf ihn aufmerksam. Kontakte nach Frankreich - besonders mit Fernand Léger (1881 bis 1955), mit dem er 1922 in Berlin gemeinsam ausstellte, und bald auch mit Le Corbusier (1887 bis 1965) - machten ihn früh schon über die Grenzen hinaus bekannt.
1922 und 1924 nahm er mit den berühmten Mauerbildern an den Werkbundausstellungen in Stuttgart teil, begleitet von weiteren Ausstellungen in ganz Deutschland. Seit 1919 unterhielt Baumeister ein Atelier in den Unteren Anlagen in Stuttgart; im Dezember 1922 bezog er ein neues in der Stuttgarter Werastraße 15.
Heirat
1923 lernte er die Künstlerin Margarete (Margrit) Oehm (1898 bis 1978) kennen, die Baumeister um Korrekturen bat. Margarete Oehm stellte 1924 und 1925 zwei Mal selbst in Stuttgart aus, sie beendete ihre künstlerischen Ambitionen nach der Eheschließung mit Willi am 20.11.1926.
Ereignisreiche Jahre 1924 bis 1926
1924 hatte Baumeister den Architekten Heinz Rasch kennengelernt, mit dem er zeitlebens befreundet blieb und der seine Affinität zur Baukunst verstärkte (siehe Mauerbilder ). Im selben Jahr reiste er nach Paris, wo er neben Fernand Léger und Le Corbusier auch mit dem Maler Amedée Ozenfant (1886 bis 1966) sowie dem Kunstschriftsteller Michel Seuphor (1901 bis 1999) zusammentraf. Ebenfalls 1924 waren Werke von Willi Baumeister auf einer großen Ausstellung moderner deutscher Kunst in Leningrad und Moskau zu sehen.
1924 wurde er auch zum Sondersachverständigen der württembergischen Bauberatungsstelle für farbige Häuseranstriche berufen und war für die Farbgebung von Häuserkomplexen in ganz Württemberg verantwortlich.
1926 nutzte er die Gelegenheit, um an einer Ausstellung in New York teilzunehmen. Zudem reiste er erneut nach Paris, was 1927 in einer großen Ausstellung in der dortigen Galérie d'Art Contemporain mündete. Außerdem entwarf er für das Landestheater Stuttgart das Bühnenbild zu Georg Friedrich Händels Oper "Ariodante".
1927 auf einem ersten Gipfel
Die Heirat mit Margarete Oehm und die Pariser Ausstellungen sind - nach den Mauerbildern - privat und künstlerisch der zweite große Markstein im Leben Baumeisters. Auch in Berlin wurde er auf der "Großen Berliner Kunstausstellung" (mit eigenem Raum) im Sommer 1927 gut angenommen. Hier lernte er zudem Kasimir Malewitsch kennen, der ebenfalls ausstellte.
Als überzeugter Vertreter einer angewandten Kunst trat er 1927 dem "ring neue werbegestalter" bei, dem neben Kurt Schwitters weitere wichtige deutsche Typografen angehörten. Das wichtigste Ereignis für Willi Baumeister - wie für die gesamte europäische Avantgarde - war jedoch die große Stuttgarter Werkbundausstellung "Die Wohnung" in Stuttgart im Jahr 1927 mit der berühmten Weißenhofsiedlung. Hierfür gestaltete er nicht nur zahlreiche Drucksachen und Stände, sondern stattete auch einige Räume mit seinen Werken aus.
Aus diesen Tätigkeiten und Erfolgen heraus wurde Willi Baumeister an die Städtische Kunstgewerbeschule (Städelschule) in Frankfurt/Main berufen, wo er von 1928 bis 1933 eine Professur übernahm.