Aufbauend, schöpferisch und prophetisch
Anlässlich von Ausstellungen, in Briefen an den Künstler sowie in Aufsätzen und Kritiken äußerten sich zahlreiche Kollegen und Kritiker über Willi Baumeister und seine Kunst. Hier eine kleine Auswahl:
Le Corbusier (1931)
Je suis heureux de voir la belle tenue de vos oeuvres, ici rassemblés. Tout cela est éminement pictural. Vos dessins sont très beaux. Dès 1920, votre départ vous êtes sain et interessant. Vous allez à l'avenir avec sécurité. [Ich bin glücklich, die wunderbare Haltung Ihrer Arbeiten zu sehen, die hier zusammengestellt sind. All dies ist außerordentlich malerisch. Ihre Zeichnungen sind sehr schön. Seit Ihrem Aufbruch 1920 sind Sie unverdorben und interessant. Ihnen gehört mit Sicherheit die Zukunft.]
(Brief an Baumeister, Februar 1931)
Wassily Kandinsky (1935)
Zu den gesunden, natürlichen, anziehenden Erscheinungen gehört die Kunst Willi Baumeisters. Ich bin überzeugt, dass diese Kunst auch bei einem Laien, wenngleich unbewusst, den Eindruck eines Schaffens erwecken muss, das aus einem gesunden Boden erwächst und fest auf seinen beiden Füssen steht. Es ist eine natürliche positive Kraft, welche in ihrer lebendigen Ruhe trotz allem die Siegerin bleibt.
(Katalog zur Ausstellung W.B., Mailand 1935 - zitiert nach Boehm (1995) )
Herbert Read (1935)
Es gibt zwei Strömungen in der modernen Kunst: eine positive und eine negative. Die negative Strömung ist in ihren Bestrebungen zerstörend ... Die andere moderne Strömung, die positive Strömung, ist gleichfalls eine Kunstrichtung der Übergangszeit, aber ihre Tendenz ist erhaltend und bewahrend ... Zu dieser positiven Richtung gehört Willi Baumeisters Kunst, eine Kunst, die aufbauend, schöpferisch und prophetisch ist.
(Katalog zur Ausstellung W.B., Mailand 1935)
Fernand Léger (1949)
Le nom de Baumeister, parmi ceux de l'art moderne allemand, tient à mes yeux une place extrêmement importante ... Et il a résolument fait son chemin en dehors de l'expressionisme allemand, si envahissant et si charactéristique. (Der Name Baumeister nimmt in meinen Augen unter den modernen deutschen Künstlern einen äußerst wichtigen Platz ein ... Und er ging, den Expressionismus außer acht lassend, entschlossen einen sehr eigenständigen und charakteristischen Weg.)
(L'Age Nouveau, 44, 1949 - Übersetzung zitiert nach Boehm (1995))
Michel Seuphor (1950)
Die Kunst Baumeisters hat immer nach dem Universellen gestrebt ... [Sie] ist heute viel reicher als sie noch in der Epoche der Mauerbilder war. Sie ist auf andere Weise universell: viel innerlicher als früher. Man tritt jetzt direkt in Kontakt mit dem Menschen. Man sieht in diesen neuen Arbeiten Baumeisters, dass die verworrenen Geräusche der Welt, ihre Alarme, ihre Bedrohungen, ihre Enttäuschungen im Atelier des Künstlers absterben wie Wellen am Ufer und zu einem organisierten Spiel auf der Leinwand werden: Der Lärm des Jahrhunderts ist ganz eingefangen im Herzschlag, dessen unregelmäßige Regelmäßigkeit das Leben selbst ist. Das neue Werk Baumeisters besitzt diese Universalität: den Rhythmus des Blutes im Organismus der Welt.
(Manuskript, 1950, im Archiv Baumeister - Übersetzung zitiert nach Boehm (1995))
Will Grohmann (1959)
Er war unter den deutschen Malern der europäischste. So ist es kein Wunder, daß er zeit seines Lebens in Deutschland keine Ehrungen erfuhr.
(Katalog "documenta", Kassel 1959)
HAP Grieshaber (1959)
Nur meine Freunde vom jungen Westen hatten den Mut zu sagen: Deutsche Kunst nach 1945 beginnt mit Baumeister! ... Kein Mann hat so für die Freiheit der Kunst in unserem Land gekämpft wie WB. Jede Jury des Deutschen Künstlerbundes lebt noch von seinem Bonmots: Gefallen tut's mir nicht, aber es muß hinein ...
(Rede zur Eröffnung der Baumeister-Ausstellung, Galerie Lutz & Meyer, Stuttgart, 25.4.1959)
Frankfurter Allgemeine Zeitung / Hans Kinkel (1989)
Er war nicht nur eine Figur, sondern eine Säule der Kunstszene, in der Typen wie er Seltenheitswert und Legendengrad erreicht haben.
( F.A.Z., 20.1.1989)