In diesen Abschnitten finden Sie anhand zahlreicher Beispiele einen Überblick über die wichtigsten Entwicklungen seines Schaffens. Besondere Werkkomplexe - wie Bühnenbild, Typographie und Druckgrafik - werden als eigene Aspekte behandelt.
Seit den 1920er Jahren spielte Willi Baumeister in der deutschen und europäischen Kunst eine wichtige Rolle. Von den deutschen Malern, die trotz der Verfolgung durch die Nationalsozialisten das Land nicht verlassen wollten oder konnten, gelangten nur wenige zwischen 1933 und 1945 zu so zukunftsweisenden neuen Gehalten und Formen wie er. Nach 1945 galt Willi Baumeister als Anwalt einer abstrakten Malerei und wurde als solcher ebenso hoch geschätzt wie heftig attackiert.
Eine kurze Autobiografie Baumeisters von 1946 macht deutlich, dass sein Schaffen auf der Suche nach der richtigen Form mit impressionistischen und cézannesken Versuchen begann, bevor er nach dem Ersten Weltkrieg seinen eigenen Weg fand:
bis 1907 naturalist, 1907 bis 1909 impressionist, 1910 bis 1914 nachimpressionismus; 1919 bis 1930 konstruktivismus; 1924 bis 1929 sportbilder; 1920 bis 1935 abstraktionen der sportbilder; 1935 bis 1937 "malerische kompositionen"; 1937 bis 1938 gegenstandslose malerei (ideogramme); 1939 serie der kompositionen mit schwebenden formen; 1942 elementare schwarz-weiß-kompositionen und reliefmalerei; 1940 bilder mit farbigen lasuren; 1942 schwarz-weiß-bilder und reliefbilder ...
Anfänge
Während seiner Ausbildung zeigten sich noch Figurationen, die vom Impressionismus beeinflusst sind. Wie bei vielen bedeutenden Künstlern seiner Zeit folgte eine nachimpressionistische Phase, die - ausgehend von Paul Cézanne - ersten kubistischen Ansätzen verpflichtet war. Hier zeigte sich bereits die Anlage für sein nahezu gesamtes Schaffen. Trotz Berührungen mit dem deutschen Expressionismus klang diese Richtung in Baumeisters Werk nicht an.
Nach dem Ersten Weltkrieg
In seiner zweiten Schaffensphase nach dem Ersten Weltkrieg bis gegen Ende der 1920er Jahre löste Baumeister die traditionelle Verbindung von Form und Farbe. Seine gegenständliche Malerei reduzierte und abstrahierte sich immer mehr in Richtung geometrische Form. Zu dieser Zeit entstanden vor allem die reliefartigen Mauerbilder oder Gemälde zum Thema Mensch und Maschine. Zugleich gewann die gegenstandslose Malerei deutlicher Kontur.
Dreißiger Jahre
Um 1930 wurden die Formen in Baumeisters Bildern weicher. Er gab die streng geometrisierende Malerei zu Gunsten organisch gedachter Formen auf. Es entstanden vermehrt Gemälde in Öl auf Sand. Für Baumeister war diese Phase der Beginn einer betont malerischen Epoche.
Verfemt
Die malerische Entwicklung Baumeisters wurde mit dem Verlust seiner Professur in Frankfurt 1933 nicht unterbrochen. Aus einer sehr malerischen Werkphase heraus entwickelte er ab etwa 1937 die außerordentlich reduzierten und zeichenhaften Ideogramme. Aus seiner Hinwendung zu Goethes Vorstellung von Urpflanzenformen entstanden die gestalt- und farbreichen Eidos-Bilder. Nach den Zwanziger Jahren waren die Arbeiten nun von bewegten Motiven beherrscht.
Kriegszeit
Vielfältig war Baumeisters Werk und dessen Entwicklung in der Zeit nach 1941, obwohl er mit einem Ausstellungsverbot belegt wurde. Die afrikanische Skulptur, in der Baumeister allgemeingültige Bilder für das Werden der menschliche Existenz sah, fand ihre Reflektion in immer stärkerer Farbigkeit. Mauerformen und Positiv-Negativ-Strukturen beherrschten das Werk. Großartige Zeichnungs-Zyklen traten neben die Malerei.
Fünfziger Jahre
Gemeinsam mit weiteren Versuchen entwickelte er zielstrebig eine ganz persönliche, eindrucksvolle Bildsprache, die in der deutschen Kunst unmittelbar nach 1945 einzigartig war und hohe internationale Anerkennung fand. Im Spätwerk fügten sich viele Wege Baumeisters zusammen. Zunächst griff er viele Ideen früherer Jahre wieder auf und interpretierte sie neu. Später entstanden hoch verdichtete Abstraktionen, die Baumeister als einen hervorragenden Gegenstandslosen charakterisieren.