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Willi Baumeister im Atelier

Stutt­gar­ter Jah­re:
1919 bis 1927

Nach der Rück­kehr aus dem Ers­ten Welt­krieg been­de­te Wil­li Bau­meis­ter 1920 die Aus­bil­dung an der Stutt­gar­ter Kunst­aka­de­mie. 1919 war er in die Ber­li­ner Künst­ler­ver­ei­ni­gung Novem­ber­grup­pe um Max Pech­stein auf­ge­nom­men wor­den. In Stutt­gart grün­de­te er 1919 mit Oskar Schlem­mer und ande­ren die Künst­ler­grup­pe Üecht. Zu die­sem Zeit­punkt begann er, Büh­nen­bil­der und Kos­tü­me für Auf­füh­run­gen an Stutt­gar­ter Thea­tern zu ent­wer­fen und sich der Gebrauchs­gra­fik in Gestalt von Anzei­gen und Druck­sa­chen zuzu­wen­den.

Kon­tak­te nach Frank­reich

Ab die­ser Zeit wur­de auch die Öffent­lich­keit zuneh­mend auf ihn auf­merk­sam. Kon­tak­te nach Frank­reich – beson­ders mit Fer­nand Léger (1881 bis 1955), mit dem er 1922 in Ber­lin gemein­sam aus­stell­te, und bald auch mit Le Cor­bu­si­er (1887 bis 1965) – mach­ten ihn früh schon über die Gren­zen hin­aus bekannt.

1922 und 1924 nahm er mit den berühm­ten Mau­er­bil­dern an den Werk­bund­aus­stel­lun­gen in Stutt­gart teil, beglei­tet von wei­te­ren Aus­stel­lun­gen in ganz Deutsch­land. Seit 1919 unter­hielt Bau­meis­ter ein Ate­lier in den Unte­ren Anla­gen in Stutt­gart; im Dezem­ber 1922 bezog er ein neu­es in der Stutt­gar­ter Wer­a­stra­ße 15.

Hei­rat

1923 lern­te er die Künst­le­rin Mar­ga­re­te (Mar­grit) Oehm (1898 bis 1978) ken­nen, die Bau­meis­ter um Kor­rek­tu­ren bat. Mar­ga­re­te Oehm stell­te 1924 und 1925 zwei Mal selbst in Stutt­gart aus, sie been­de­te ihre künst­le­ri­schen Ambi­tio­nen nach der Ehe­schlie­ßung mit Wil­li am 20.11.1926.

Ereig­nis­rei­che Jah­re 1924 bis 1926

1924 hat­te Bau­meis­ter den Archi­tek­ten Heinz Rasch ken­nen­ge­lernt, mit dem er zeit­le­bens befreun­det blieb und der sei­ne Affi­ni­tät zur Bau­kunst ver­stärk­te (sie­he Mau­er­bil­der). Im sel­ben Jahr reis­te er nach Paris, wo er neben Fer­nand Léger und Le Cor­bu­si­er auch mit dem Maler Amé­dée Ozen­fant (1886 bis 1966) sowie dem Kunst­schrift­stel­ler Michel Seu­phor (1901 bis 1999) zusam­men­traf. Eben­falls 1924 waren Wer­ke von Wil­li Bau­meis­ter auf einer gro­ßen Aus­stel­lung moder­ner deut­scher Kunst in Lenin­grad und Mos­kau zu sehen.

1924 wur­de er auch zum Son­der­sach­ver­stän­di­gen der würt­tem­ber­gi­schen Bau­be­ra­tungs­stel­le für far­bi­ge Häu­ser­an­stri­che beru­fen und war für die Farb­ge­bung von Häu­ser­kom­ple­xen in ganz Würt­tem­berg ver­ant­wort­lich.

1926 nutz­te er die Gele­gen­heit, um an einer Aus­stel­lung in New York teil­zu­neh­men. Zudem reis­te er erneut nach Paris, was 1927 in einer gro­ßen Aus­stel­lung in der dor­ti­gen Galé­rie d’Art Con­tem­po­rain mün­de­te. Außer­dem ent­warf er für das Lan­des­thea­ter Stutt­gart das Büh­nen­bild zu Georg Fried­rich Hän­dels Oper „Ariodan­te“.

1927 auf einem ers­ten Gip­fel

Die Hei­rat mit Mar­ga­re­te Oehm und die Pari­ser Aus­stel­lun­gen sind – nach den Mau­er­bil­dern – pri­vat und künst­le­risch der zwei­te gro­ße Mark­stein im Leben Bau­meis­ters. Auch in Ber­lin wur­de er auf der Gro­ßen Ber­li­ner Kunst­aus­stel­lung (mit eige­nem Raum) im Som­mer 1927 gut ange­nom­men. Hier lern­te er zudem Kasi­mir Male­witsch ken­nen, der eben­falls aus­stell­te.

Als über­zeug­ter Ver­tre­ter einer ange­wand­ten Kunst trat er 1927 dem „ring neue wer­be­ge­stal­ter“ bei, dem neben Kurt Schwit­ters wei­te­re wich­ti­ge deut­sche Typo­gra­fen ange­hör­ten. Das wich­tigs­te Ereig­nis für Wil­li Bau­meis­ter – wie für die gesam­te euro­päi­sche Avant­gar­de – war jedoch die gro­ße Stutt­gar­ter Werk­bund­aus­stel­lung „Die Woh­nung“ in Stutt­gart im Jahr 1927 mit der berühm­ten Wei­ßen­hof­sied­lung. Hier­für gestal­te­te er nicht nur zahl­rei­che Druck­sa­chen und Stän­de, son­dern stat­te­te auch eini­ge Räu­me mit sei­nen Wer­ken aus.

Aus die­sen Tätig­kei­ten und Erfol­gen her­aus wur­de Wil­li Bau­meis­ter an die Städ­ti­sche Kunst­ge­wer­be­schu­le (Stä­del­schu­le) in Frankfurt/Main beru­fen, wo er von 1928 bis 1933 eine Pro­fes­sur über­nahm.