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Willi Baumeister mit seinen zwei Töchtern: Krista und Felicitas

Die letz­ten Jah­re:
1950 bis 1955

In den letz­ten fünf Jah­ren sei­nes Lebens war Wil­li Bau­meis­ters künst­le­ri­sche Pro­duk­ti­on rei­cher als in irgend­ei­ner der vor­her­ge­hen­den Schaf­fens­pe­ri­oden, obwohl er sowohl als Leh­rer an der Kunst­aka­de­mie und als Ver­tre­ter der moder­nen Male­rei in zahl­rei­chen Aus­stel­lun­gen eben­so stark bean­sprucht war wie als kom­pro­miss­lo­ser Strei­ter für die zeit­ge­nös­si­sche Kunst in der Öffent­lich­keit.

Sei­ne Teil­nah­me an einem Kunst­kon­gress im spa­ni­schen San­til­la­na del Mar im Herbst 1950 war der Gip­fel sei­ner Beschäf­ti­gung mit prä­his­to­ri­scher Kunst und sei­ner For­schun­gen wäh­rend der Jah­re in Wup­per­tal zwi­schen 1938 und 1945. Bau­meis­ter hielt einen Vor­trag über Mal­tech­ni­ken und Erhal­tungs­fra­gen der stein­zeit­li­chen Bison-Male­rei­en in der Höh­le von Alta­mi­ra. Auf der Rück­rei­se besuch­te er das Haus von Cézan­ne. 1953 sah Bau­meis­ter eine gro­ße Picas­so-Aus­stel­lung in Mai­land, die ihn jedoch etwas ent­täusch­te, da er die spä­ten Arbei­ten für schwä­cher hielt.

Im rei­chen male­ri­schen Schaf­fen sei­nes Spät­werks waren vie­le span­nungs­vol­le Ent­wick­lun­gen zu beob­ach­ten, dar­un­ter die „Safer“-Sandbilder und „Meta­mor­pho­sen“, die „Aru“-, „Mon­taru“- und „Monturi“-Serien sowie zuletzt die „Han‑i“-Gemälde. Nach wie vor beschäf­tig­te er sich inten­siv mit ver­schie­de­nen Druck­tech­ni­ken, wie dem Sieb­druck und der Litho­gra­fie, sowie mit dem Ent­wer­fen von Büh­nen­bil­dern. Mit eini­gen Aus­stel­lungs-Pla­ka­ten, Umschlag­ent­wür­fen und klei­ne­ren Druck­sa­chen ent­stan­den auch wie­der man­che wer­be­gra­fi­schen Arbei­ten, wenn es auch bei wei­tem nicht mehr so vie­le waren wie in den Zwan­zi­ger Jah­ren.

Tod im Ate­lier

Am 31. August 1955 starb Wil­li Bau­meis­ter, wäh­rend er an einem klei­nen Bild mal­te. Der Tod kam uner­war­tet –man fand ihn vor der Staf­fe­lei sit­zend. Sei­ne Asche wur­de im Bei­sein vie­ler Freun­de und Weg­be­glei­ter auf dem Stutt­gar­ter Prag­fried­hof bei­gesetzt.
Wel­chen über­ra­schen­den Ver­lust die Kunst­welt erlit­ten hat­te und wel­che Spu­ren er der Nach­welt hin­ter­ließ, wur­de man­chem erst spä­ter bewusst.

Aus­stel­lun­gen und Ehrun­gen

1950 fand die ers­te Aus­stel­lung der Grup­pe „ZEN 49“ statt, die Bau­meis­ter, Fritz Win­ter und ande­re ein Jahr zuvor gegrün­det hat­ten. Auf der Ers­ten Bien­na­le des Museo de Arte Moder­na in São Pau­lo erhielt Bau­meis­ter den ers­ten Preis.

Den Höhe­punkt die­ser Jah­re erleb­te er jedoch mit einer Ein­zel­au­stel­lung in der New Yor­ker Hacker Gal­lery im April 1952 – sei­ne ers­te Aus­stel­lung in den USA. 1954 ver­an­stal­te­te der Würt­tem­ber­gi­sche Kunst­ver­ein in Stutt­gart anläss­lich Bau­meis­ters 65. Geburts­tag eine umfas­sen­de Retro­spek­ti­ve mit rund 150 Bil­dern.
Im Febru­ar 1955 wur­de Wil­li Bau­meis­ter für sein Lebens­werk mit der Gus­tav-Klimt-Ehrung der Wie­ner Sezes­si­on aus­ge­zeich­net.

Strei­ter um die Moder­ne

Im Som­mer 1950 fand das ers­te so genann­te Darm­städ­ter Gespräch statt. An einer Dis­kus­si­on unter dem Titel „Das Men­schen­bild in unse­rer Zeit“ betei­lig­ten sich neben Bau­meis­ter nam­haf­te Kunst­his­to­ri­ker, wie Gus­tav Fried­rich Hart­laub, Hans Hil­de­brandt und Hans Sedl­mayr, der Psy­cho­ana­ly­ti­ker Alex­an­der Mit­scher­lich und der Phi­lo­soph Theo­dor Ador­no.

Das Gespräch ende­te im Streit, als die Posi­tio­nen Sedl­mayrs und Bau­meis­ters hart auf­ein­a­nan­der prall­ten. Schon in sei­nem 1948 erschie­ne­nen Buch „Ver­lust der Mit­te“ hat­te Sedl­mayr ein­deu­tig Posi­ti­on gegen die abs­trak­te Kunst bezo­gen, wäh­rend Bau­meis­ter und ande­re sie ver­tei­dig­ten.

Ähn­lich kom­pro­miss­los war Bau­meis­ter, als er im Herbst 1954 unter Pro­test aus dem Deut­schen Künst­ler­bund aus­trat, des­sen Vor­stand er seit der Neu­grün­dung 1950 ange­hör­te. Bau­meis­ter fand, dass sich Karl Hofer (1878 bis 1955) in einem Inter­view über die gegen­stands­lo­se Male­rei abfäl­lig geäu­ßert hat­te. Vor­aus­ge­gan­gen war ein öffent­li­cher, pole­misch geführ­ter Streit über die gegen­stands­lo­se Kunst zwi­schen Hofer und dem Kunst­kri­ti­ker (und Bau­meis­ter-Bio­gra­fen) Will Groh­mann, einem vehe­men­ten Ver­fech­ter und För­de­rer der abs­trak­ten Kunst.

Landestheater Darmstadt, Bühne
Darm­stadt, Lan­des­thea­ter, 1953.
Foto: Pit Lud­wig (Inv.-Nr. ab-f-020–060)

Büh­ne

Seit Kriegs­en­de beschäf­tig­te sich Bau­meis­ter inten­siv mit dem Ent­wurf von Büh­nen­bil­dern und Kos­tü­men. Hier wur­den in die­sen Jah­ren beson­ders Egon Viet­tas Stück „Die drei Mas­ken“ in Wup­per­tal 1952 und zuletzt Kom­e­rells Thea­ter-Auf­füh­rung „Kas­per­le­spie­le für gro­ße Leu­te“ in Darm­stadt 1953 zu gro­ßen Erfol­gen. Im ein oder ande­ren Fall wur­den die Büh­nen­bil­der posi­ti­ver bewer­tet als die Stü­cke selbst, wie Bau­meis­ter ein­mal in sei­nem Tage­buch ver­merk­te.