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Blick in Wohnraum in Frankfurt

Frank­fur­ter Jah­re:
1928 bis 1933

Am 1.4.1928 folg­te Wil­li Bau­meis­ter dem Ruf an die Städ­ti­sche Kunst­ge­wer­be­schu­le (Stä­del­schu­le) in Frankfurt/Main. Zunächst wur­de er als Lehr­be­auf­trag­ter für das Fach­ge­biet Gebrauchs­gra­fik, Typo­gra­fie und Stoff­druck ange­stellt. Sicher­lich hät­te er auch ger­ne die Male­rei-Klas­se über­nom­men. Die­se wur­de jedoch von Max Beck­mann gelei­tet. Im Novem­ber wur­de ihm die Dienst­be­zeich­nung Pro­fes­sor zuer­kannt. Im sel­ben Monat – mit der Ankunft sei­ner Ehe­frau Mar­ga­re­te in Frank­furt – begann Bau­meis­ter mit regel­mä­ßi­gen Tage­buch­ein­trä­gen, die er bis zu sei­nem Tode fort­führ­te. Am 23.12.1928 kam die ers­te Toch­ter Kris­ta zur Welt.

Im Febru­ar 1929 erhielt Bau­meis­ter eine Ein­zel­aus­stel­lung in der renom­mier­ten Ber­li­ner Gale­rie Flecht­heim, was ohne die Stutt­gar­ter Erfol­ge und ohne die Pari­ser Aus­stel­lung von 1927 kaum denk­bar gewe­sen wäre. Im Novem­ber wur­den sei­ne neu­es­ten Wer­ke bei Gus­tav Kahn­wei­ler in Frank­furt gezeigt.

Bau­meis­ter spielt eine wich­ti­ge Rol­le in der Kunst­sze­ne

1930 wur­de er gemein­sam mit wei­te­ren Künst­lern – dar­un­ter Was­si­ly Kan­din­sky und Kurt Schwit­ters – Mit­glied in der Künst­ler­ver­ei­ni­gung Cer­cle et Car­ré. Wäh­rend die­ses Jah­res fan­den aber­mals Aus­stel­lun­gen und Betei­li­gun­gen in Paris statt.

Im Mai 1930 erhielt Wil­li Bau­meis­ter im Rah­men der Stutt­gar­ter Künst­ler­bund-Aus­stel­lung den Würt­tem­ber­gi­schen Staats­preis für das Gemäl­de „Lini­en­fi­gur“. 1931 erschien bei Gal­li­mard in Paris eine klei­ne Mono­gra­fie von Will Groh­mann, wel­cher eine wei­te­re Publi­ka­ti­on in Ant­wer­pen im sel­ben Jahr folg­te. Le Cor­bu­si­er schrieb dem Künst­ler dazu: „Vous allez à l’a­ve­nir avec sécu­ri­té.“ Eben­falls 1931 reis­te Bau­meis­ter zu Aus­stel­lun­gen nach Ber­lin, Essen und Frank­furt am Main. Vie­le deut­sche Muse­en kauf­ten sei­ne Gemäl­de.

Das Ende zeich­net sich ab

Der Unter­richt und die mit der Pro­fes­sur ver­bun­de­nen Ver­pflich­tun­gen nah­men ihn so sehr in Anspruch, dass er die Male­rei nur noch neben­bei (Tage­buch 1932) betrei­ben konn­te. Im Dezem­ber 1932 stell­te er bei Cas­si­rer in Ber­lin aus. Es soll­te sei­ne letz­te Aus­stel­lung in Deutsch­land bis 1945 blei­ben!

Als 1932 das Kabi­nett Brü­ning stürz­te, sprach Bau­meis­ter vom ver­mut­li­chen Ende der demo­kra­ti­schen Epo­che. Unter den sich rasant ver­än­dern­den poli­ti­schen Bedin­gun­gen wur­de Anfang 1933 in der Frank­fur­ter Pres­se zuneh­mend gegen Wil­li Bau­meis­ter Stim­mung gemacht. Am 31.3.1933 erhielt er schließ­lich ohne wei­te­re Begrün­dung die Mit­tei­lung, dass auf sei­ne Lehr­tä­tig­keit künf­tig ver­zich­tet wür­de. Nach der Ent­las­sung kehr­te Bau­meis­ter am 7.4.1933 nach Stutt­gart zurück, wo er sei­nen Lebens­un­ter­halt zunächst haupt­säch­lich mit Gebrauchs­gra­fik ver­dien­te. Auch wenn er nicht mit Berufs­ver­bot belegt wur­de, war an eine öffent­li­che Betä­ti­gung als Maler für lan­ge Zeit nicht mehr zu den­ken.

Am 26.4.1933 kam die zwei­te Toch­ter Feli­ci­tas zur Welt. Und trotz der depri­mie­ren­den poli­ti­schen und per­sön­li­chen Umstän­de setz­te er sei­ne künst­le­ri­sche Tätig­keit bald dar­auf mit unver­än­der­ter Inten­si­tät fort.

Noch ein Jahr zuvor hat Wil­li Bau­meis­ter nicht ahnen kön­nen, dass die kom­men­den Jah­re bis 1954 unter völ­lig ver­än­der­ten künst­le­ri­schen und wirt­schaft­li­chen Bedin­gun­gen statt­fin­den wür­den.