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Gemälde von Willi Baumeister: Selbstbildnis (BB-0029)

Aus­bil­dung und Anfän­ge:
1905 bis 1918

Vom Impres­sio­nis­mus zur rei­nen Form

Wil­li Bau­meis­ters Werk reprä­sen­tiert in gro­ßen Tei­len die Ent­wick­lung der abs­trak­ten Male­rei in Deutsch­land und Euro­pa. Sei­ne ers­ten Arbei­ten ste­hen noch ganz unter dem Ein­fluss der aka­de­mi­schen Aus­bil­dung, vor allem aber der um die Jahr­hun­dert­wen­de vor­herr­schen­den Sti­le.

Mit impres­sio­nis­ti­schen und nach­im­pres­sio­nis­ti­schen Stim­mungs­bil­dern in den Jah­ren 1906 bis 1909 mit Stutt­gar­ter Ansich­ten und Sze­ne­rien im Park oder am Was­ser ließ Bau­meis­ter zunächst fran­zö­si­sche (Clau­de Monet, Camil­le Pis­s­aro) und loka­le Ein­flüs­se (Otto Rei­ni­ger) erken­nen.

Dies änder­te sich schlag­ar­tig, als er 1909 in die Klas­se Adolf Höl­zels ein­trat und sich 1911 erst­mals in Paris auf­hielt. Wie vie­le der Stu­die­ren­den, auf die er bei Höl­zel traf – u.a. Oskar Schlem­mer, Johan­nes Itten, Ida Ker­ko­vi­us, Her­mann Sten­ner – kam er mit neu­en künst­le­ri­schen Aus­drucks­mit­teln, mit dem Ver­lan­gen nach Abs­trak­ti­on sowie dem Bemü­hen um Auto­no­mie von Form und Far­be in Berüh­rung.

Die Los­lö­sung vom abbild­haf­ten Natu­ra­lis­mus, den Bau­meis­ter zeit­le­bens als see­len­lo­sen Still­stand emp­fand, präg­te von nun an sei­ne Kunst. Eben­so war er bestrebt, jeg­li­che räum­li­che Illu­si­on zu ver­mei­den. Statt­des­sen ist in Arbei­ten, wie „Gesta­de“ (1913), „Zeich­ner und Modell“ (1913) oder „Lesen­de“ (1914) der Flä­chen­be­zug deut­lich zu erken­nen.

Gemälde von Willi Baumeister: Schloßgarten
Schloß­gar­ten
(Inv.-Nr. BB-0021)
Gemälde von Willi Baumeister: Mädchenkopf (BB-0125)
Mäd­chen­kopf
(Inv.-Nr. BB-0125)

Zu den mal mehr, mal weni­ger stark abs­tra­hier­ten Figu­ren­kom­po­si­tio­nen der Jah­re 1909 bis 1913 gehö­ren auch die zuwei­len eigen­tüm­lich anmu­ten­den Arbei­ten wäh­rend sei­nes Auf­ent­halts in Amden 1912/13 – ein künst­le­ri­sches Inter­mez­zo mit stark geläng­ten Figu­ren, die der Künst­ler oft im Gegen­licht oder star­ken Kon­tras­ten sah (z.B. „Zwei Jüng­lin­ge“, 1913). Doch auch hier galt die Auf­merk­sam­keit Bau­meis­ters nicht der Figur in der Land­schaft, son­dern dem Rin­gen um eine span­nungs­vol­le Kom­po­si­ti­on mit Form, Far­be und Flä­che.

Prä­gend für Bau­meis­ter war auch die Begeg­nung mit der Kunst Paul Cézan­nes, der zum Weg­be­rei­ter sei­ner eige­nen theo­re­ti­schen Aus­ein­an­der­set­zung mit dem Gegen­satz von Natu­ra­lis­mus und Abs­trak­ti­on wur­de und aus der eine Viel­zahl frü­her Figu­ra­tio­nen mit Baden­den resul­tier­te. Noch in den 1950er Jah­ren berief sich Bau­meis­ter in sei­nem Unter­richt auf des­sen Male­rei.

„Die Lesen­den“ und „Ate­lier­bil­der“ sowie eini­ge „Köp­fe“ um 1914 las­sen nicht nur Bezie­hun­gen zum Werk sei­nes Freun­des Oskar Schlem­mer anklin­gen, son­dern wei­sen in ihrer Linea­ri­tät bereits auf die kon­struk­ti­vis­ti­sche Pha­se der Zwan­zi­ger Jah­re hin. Der Blick auf die Jah­re nach 1919 zeigt, dass die Beru­fung zum Front­dienst Bau­meis­ters Ent­wick­lung nahe­zu vier Jah­re lang nur in zeit­li­cher, nicht aber in künst­le­ri­scher Hin­sicht unter­brach.