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Foto: schwarz-weiß: Willi Baumeister und Erich Mönch in Stuttgart, Werkstatt Erich Mönch

Druck­gra­fik

Im Ver­hält­nis zu sei­nen Gemäl­den und Zeich­nun­gen nimmt Wil­li Bau­meis­ters druck­gra­fi­sches Oeu­vre in sei­nem Gesamt­werk nur einen beschei­de­nen Raum ein. Gleich­wohl ist die künst­le­ri­sche Bedeu­tung der rund 150 Litho­gra­fien, etwa 70 Seri­gra­fien, 9 Radie­run­gen sowie eini­ger weni­ger Holz- und Lin­ol­schnit­te unbe­strit­ten. Vie­le The­men und Pha­sen sei­ner künst­le­ri­schen Ent­wick­lung fin­den sich auf die­sen Blät­tern wie­der, wor­auf auch das gro­ße Inter­es­se unter Samm­lern begrün­det ist.

Voll­wer­tig und eigen­stän­dig

Man­che Erfin­dung brach­te Bau­meis­ter in sei­nen druck­gra­fi­schen Arbei­ten zu eben­so gro­ßer Voll­endung wie in den Gemäl­den. Wie bei den Zeich­nun­gen gilt daher auch in die­sen Fäl­len, dass die litho­gra­fier­ten, radier­ten oder im Sieb­druck­ver­fah­ren her­ge­stell­ten Ori­gi­nal­gra­fi­ken von Wil­li Bau­meis­ter als voll­wer­ti­ge und eigen­stän­di­ge Kunst­wer­ke ange­se­hen wur­den.

Der beson­de­re Cha­rak­ter der Druck­gra­fik kommt vor allem dort zum Aus­druck, wo er die The­men- und For­men­welt der Gemäl­de in den Seri­gra­fien und Litho­gra­fien vari­ier­te und para­phra­sier­te und dabei zu selbst­stän­di­gen Ergeb­nis­sen kam.

Kunst für alle

Abge­se­hen vom künst­le­ri­schen Anspruch ver­folg­te Wil­li Bau­meis­ter mit den Auf­la­gen auch das Ziel, sei­ne Kunst einem brei­te­ren Kreis von Inter­es­sier­ten, denen nur gerin­ge­re Mit­tel zur Ver­fü­gung stan­den, zugäng­lich zu machen. Hier befand er sich in einer 500 Jah­re alten Tra­di­ti­on, die ihren hohen Stel­len­wert bis heu­te bewahrt hat.

Nicht alle Arbei­ten wur­den jedoch in einer kom­plet­ten Auf­la­ge zwi­schen 50 und 100 Exem­pla­ren edi­tiert. Man­che exis­tie­ren nur als Pro­be­dru­cke, von ande­ren gibt es nur weni­ge Abzü­ge.

Litho­gra­fie

Zwi­schen 1919 und 1943 war die Litho­gra­fie (gemein­sam mit dem ver­wand­ten Off­set­druck) das ein­zi­ge von Wil­li Bau­meis­ter benutz­te ori­gi­nal­gra­fi­sche Druck­ver­fah­ren. Ins­ge­samt schuf er bis 1955 rund 150 Blät­ter, die zusätz­lich zu den Gemäl­den wich­ti­ge Akzen­te der jewei­li­gen Werk­pha­se set­zen.

Da er zumin­dest in den Anfangs­jah­ren einem von Zufäl­lig­kei­ten bestimm­ten Cha­rak­ter sei­ner Arbei­ten nur wenig abge­win­nen konn­te, ver­zich­te­te er weit­ge­hend auf die Tech­ni­ken des Holz- und Lin­ol­schnitts sowie der Radie­rung.

Klar und gefes­tigt: die frü­hen Arbei­ten

Mit knapps­ten bild­ne­ri­schen Mit­teln ver­sah er die frü­hes­ten litho­gra­fi­schen Blät­ter von 1919 bis 1922 (z.B. Figur, 1920 – Apoll, 1922). Strich und Schraf­fur aus­schließ­lich in Schwarz auf getön­tem Papier waren ihm die ange­mes­se­ne Aus­drucks­form für die ange­streb­te Abs­trak­ti­on der mensch­li­chen Figur und die Struk­tu­rie­rung der Bild­flä­che.

Zeichnung von Willi Baumeister: Figur mit Streifen
Figur mit Strei­fen, 1926
(Inv.-Nr. SpB-024a)
Figur und Kreis­seg­ment, 1925 (Inv.-Nr. SpB-0023b)

Die cha­rak­te­ris­ti­sche Mate­ria­li­tät, die ihn in den Mau­er­bil­dern jener Jah­re beschäf­tig­te, über­setz­te er in den Litho­gra­fien durch Schraf­fu­ren, gepunk­te­te und geschwärz­te Flä­chen, durch dün­nen und ver­stärk­ten Kon­tur. Im Ergeb­nis ent­stan­den – mehr noch als in den Zeich­nun­gen – kla­re, for­mal äußerst gefes­tig­te Kom­po­si­tio­nen.

Die frü­hes­te erhal­te­ne Farb­li­tho­gra­fie „Figur und Kreis­seg­ment“ stammt aus dem Jahr 1925 und blieb bis 1936 zugleich die Aus­nah­me.

Flie­ßen­de­re For­men und stär­ke­re Abs­trak­ti­on

Aus der Frank­fur­ter Zeit zwi­schen 1928 und 1933 sind nur sehr weni­ge Litho­gra­fien erhal­ten (z.B. Sport­ler in Ruhe­stel­lung, 1928).

Von den Zeich­nun­gen weiß man, dass Bau­meis­ter zahl­rei­che Sport­ler-Dar­stel­lun­gen ver­nich­te­te, weil sie ihm spä­ter zu natu­ra­lis­tisch erschie­nen. Ähn­li­ches darf man auch hier ver­mu­ten, wobei es wohl vor allem Zeit­man­gel war, der ihn vom Litho­gra­fie­ren abhielt. Ver­stärkt wand­te er sich die­ser Tech­nik daher erst wie­der um 1934 zu, nach­dem er das Lehr­amt ver­lo­ren hat­te.

Im Unter­schied zu den geo­me­tri­sier­ten Figu­ren der Zwan­zi­ger Jah­re inter­es­sier­te ihn nun die Bewe­gung, ohne die äußers­te Reduk­ti­on der Zeich­nung auf­zu­ge­ben. Nur der ver­stärk­te Ein­satz von abge­stuf­ten Ton­wer­ten und ein noch deut­li­che­rer Flä­chen­be­zug („Ten­nis­spie­ler“, 1935 – „Maler“, 1935/36) sowie eine zuwei­len an die Unge­gen­ständ­lich­keit gren­zen­de Zei­chen­haf­tig­keit („Lini­en­fi­gur“, 1937) cha­rak­te­ri­sie­ren die druck­gra­fi­schen Arbei­ten zwi­schen 1934 und 1937.

Den Abschluss die­ser Pha­se bil­den eini­ge Lini­en­fi­gu­ren sowie Kom­po­si­tio­nen, die Bau­meis­ter als Form­lin­ge bezeich­ne­te und denen die Ver­wandt­schaft mit den Ideo­gram­men in den Gemäl­den anzu­se­hen ist.

Ten­nis­spie­ler, 1935
(Inv.-Nr. SpB-0038a)

Mal­ver­bot

In den Jah­ren nach der Münch­ner Aus­stel­lung „Ent­ar­te­te Kunst“, in der auch Bil­der von Bau­meis­ter gezeigt wur­den, und nach­dem gegen ihn 1941 ein Mal- und Aus­stel­lungs­ver­bot ver­hängt wor­den war, ent­stan­den kei­ne wei­te­ren Litho­gra­fien. Neben dem Mate­ri­al­man­gel hät­te eine Ver­brei­tung von Gra­fi­ken auch eine zusätz­lich Gefähr­dung bedeu­tet.

Nach dem Zwei­ten Welt­krieg

1946 brach­te Bau­meis­ter die Map­pe „Salo­me“ und der „Pro­phet“ mit 12 Litho­gra­fien her­aus, in denen er eini­ge der 1943 gezeich­ne­ten bibli­schen Illus­tra­ti­ons­fol­gen publi­zier­te. Moti­visch hielt er sich zwar an die Ent­wür­fe der Kriegs­jah­re, for­mal arbei­te­te er die Kom­po­si­tio­nen und Figu­ra­tio­nen jedoch noch kla­rer her­aus, was im Hin­blick auf eine Ver­brei­tung der Map­pen auch ver­ständ­lich und sinn­voll war.

In zwei wei­te­ren Map­pen nahm er 1946 und 1947 eben­falls Moti­ve aus den Zeich­nun­gen der zurück­lie­gen­den Jah­re auf, dar­un­ter Sze­nen aus Afri­ka, Figu­ren­mau­ern und ande­re abs­trak­te, größ­ten­teils figür­li­che Dar­stel­lun­gen.

In man­chen Blät­tern tauch­ten nun auch wie­der die Grund­far­ben sowie Grün in Form aqua­rel­lier­ter Farb­in­seln auf, wie sie zeit­gleich in vie­len Gemäl­den und Seri­gra­fien zu fin­den sind (z.B. „Urzeit­ge­stal­ten“, 1947). Doch auch ohne Farb­ein­satz gelan­gen ihm durch Ver­wi­schun­gen, Krei­de­struk­tu­ren und Durch­rei­be-Tech­nik in den Ton­wer­ten sehr nuan­cier­te Arbei­ten.

Urzeit­ge­stal­ten, 1947
(Inv.-Nr. SpB-0092b)

Der Umgang mit Ober­flä­che und Far­be

In den letz­ten Jah­ren wand­te sich Bau­meis­ter stär­ker der Seri­gra­fie zu, die es ihm in viel wei­te­rem Umfang ermög­lich­te, far­bi­ge Ori­gi­nal­gra­fi­ken her­aus­zu­ge­ben. Im Gegen­zug ver­zich­te­te er in der Litho­gra­fie mit weni­gen Aus­nah­men auf inten­si­ve­re Far­big­keit und arbei­te­te nun ver­stärkt mit hel­len Ton­plat­ten und gekörn­tem Litho­gra­fie-Stein, um die Kon­tras­te abzu­mil­dern.

Die Blät­ter „Kreu­zi­gung“ (1952) und „Safer“ (1953) ent­spra­chen der Inten­ti­on des Künst­lers am ehes­ten. Mit den genann­ten Mit­teln konn­te er die in jener Zeit bevor­zug­ten Reli­ef­struk­tu­ren auch in den Litho­gra­fien erzeu­gen. Nun war es ihm sogar mög­lich, die Ver­wen­dung von Sand in sei­nen Gemäl­den in die Spra­che der Druck­gra­fik zu über­set­zen.
Bei der monu­men­ta­len „Kreu­zi­gung“ han­delt es sich um einen Höhe­punkt in Bau­meis­ters Litho­gra­fien. Es ist sei­ne größ­te Druck­gra­fik über­haupt und von gro­ßer Sug­ges­ti­ons­kraft. Hier­in steht das Blatt einem ent­spre­chen­den Gemäl­de aus dem­sel­ben Jahr in nichts nach.

Lust am Expe­ri­ment

In den letz­ten Litho­gra­fien zu den The­men „Aru“ und „Han‑i“, die Bau­meis­ter nur noch aus­nahms­wei­se bis zur Auf­la­ge brach­te, expe­ri­men­tier­te er unter ande­rem mit aus­ge­schnit­te­nen Scha­blo­nen. Auch dies zeigt ein­mal mehr, dass er stän­dig neue Wege such­te, um sei­ne künst­le­ri­schen Inten­tio­nen umzu­set­zen. Mit den bei­den Stutt­gar­ter Dru­ckern Erich Mönch und Luit­pold Dom­ber­ger hat­te er dar­in auch zwei kon­ge­nia­le Part­ner gefun­den.

Radie­rung

Die Radie­rung wie auch wei­te­re Ätz- und Ritz­tech­ni­ken spie­len im druck­gra­fi­schen Werk Wil­li Bau­meis­ters kei­ne nen­nens­wer­te Rol­le. Es sind ledig­lich neun Arbei­ten bekannt – je drei aus den Jah­ren 1943, 1947 und 1952.

Die älte­ren (z.B. „Dia­log OMBU“ und „Reli­ef­fi­gu­ren im Dia­log“, bei­de 1947) ste­hen in unmit­tel­ba­rem Zusam­men­hang mit den Illus­tra­ti­ons­fol­gen, an denen Bau­meis­ter in den letz­ten Kriegs­jah­ren und wenig spä­ter arbei­te­te und die in umfang­rei­chen Zeich­nun­gen und Litho­gra­fien erhal­ten sind.

Bei den jün­ge­ren Blät­tern han­delt es sich um Ver­su­che, Lini­en­fi­gu­ra­tio­nen, Flä­chen­kom­po­si­tio­nen und toni­ge Struk­tu­ren in die Spra­che der Radie­rung zu über­tra­gen. Offen­bar hat ihn das Ergeb­nis nicht zufrie­den­ge­stellt (z.B. „Mon­taru“, 1952).

In allen Fäl­len han­delt es sich zwei­fel­los um Ver­su­che – Expe­ri­men­te – des Künst­lers, die er nicht wei­ter ver­folg­te. Man darf wohl davon aus­ge­hen, dass ihn der indi­vi­du­el­le Duk­tus des Strichs stör­te, vor allem aber, dass die Effek­te, die er in den ande­ren ori­gi­nal­gra­fi­schen Tech­ni­ken sowie in der Male­rei erzeu­gen konn­te, mit der Radie­rung nicht befrie­di­gend zu erzie­len waren. Aus die­sem Grund wur­den von den exis­tie­ren­den Arbei­ten auch jeweils nur weni­ge Exem­pla­re gedruckt.

Die Aqua­tin­ta-Tech­nik hät­te ihm wohl bes­se­re künst­le­ri­sche Mög­lich­kei­ten gebo­ten, doch stand ihm ver­mut­lich kei­ne geeig­ne­te Tief­druck­werk­statt zur Ver­fü­gung. Ins­be­son­de­re die Seri­gra­fie, die Bau­meis­ter um 1950 für sich ent­deck­te, schien ihm in jeg­li­cher Hin­sicht wesent­lich bes­ser geeig­net.

Seri­gra­fie

Die Tech­nik des Sei­den­sieb­drucks wur­de nach dem Zwei­ten Welt­krieg auch in Deutsch­land bekannt durch Aus­stel­lun­gen der Ame­ri­ka-Häu­ser, die 1945/46 mit dem Ziel gegrün­det wor­den waren, den Aus­tausch zwi­schen Deut­schen und Ame­ri­ka­nern und das gegen­sei­ti­ge Inter­es­se für die jewei­li­ge Kul­tur zu för­dern. Wil­li Bau­meis­ter sah eine sol­che Aus­stel­lung erst­mals 1948 und erkann­te, dass sich man­che sei­ner künst­le­ri­schen Absich­ten mit Hil­fe des Sieb­drucks opti­mal ver­wirk­li­chen lie­ßen, ins­be­son­de­re der inten­si­ve Ein­satz von Far­be und der Druck ohne manu­el­le Spu­ren. Auch konn­ten meh­re­re Far­ben – sogar Weiß und Schwarz – deckend über­ein­an­der gedruckt wer­den.

Zusätz­lich zu allen künst­le­ri­schen Aspek­ten war dem Künst­ler bewusst, dass man durch den Kauf einer Seri­gra­fie auch mit klei­ne­rem Geld­beu­tel einen ech­ten Bau­meis­ter erwer­ben konn­te.

1952 schrieb Wil­li Bau­meis­ter in einem Arti­kel der „Neu­en Zei­tung“:

Das Grund­sätz­li­che des Ver­fah­rens ist, dass das gespann­te Gewe­be teil­wei­se undurch­läs­sig gemacht wird, wäh­rend die durch­läs­si­gen Stel­len die Far­be auf das Papier las­sen. Die par­ti­el­le Abde­ckung kann durch Leim oder auf­ge­kleb­tes Papier erfol­gen.“

Inter­es­san­ter­wei­se arbei­te­te Bau­meis­ter in sei­nen Litho­gra­fien die­ser Zeit eben­falls mit Scha­blo­nen. Sei­ne Lust am Expe­ri­men­tie­ren ist über alle Medi­en und Tech­ni­ken hin­weg zu beob­ach­ten.

Kunst statt Repro­duk­ti­on

Bau­meis­ter wies im sel­ben Bei­trag auch von Beginn an dar­auf hin, dass es sich bei der Seri­gra­fie um eine künst­le­ri­sche Tech­nik han­delt, nicht um ein Mas­sen­ver­fah­ren:

Im künst­le­ri­schen Sinn ent­spre­chen Sieb-Dru­cke den ori­gi­nal­gra­phi­schen Ver­fah­ren (Litho und Radie­rung), bei denen der Künst­ler das Nega­tiv her­stellt. Da es sich bei uns bis jetzt um Hand­dru­cke han­delt, sind die Auf­la­gen für Pla­ka­te auf etwa zwei­tau­send beschränkt.“

Wil­li Bau­meis­ter nutz­te das neue Medi­um aus­schließ­lich manu­ell und brach­te Zeich­nung und Far­ben selbst auf den Trä­ger. Kon­zen­trier­te Hand­ar­beit war nötig, wenn er – sofern sie sich nicht über­deck­ten – meh­re­re Far­ben gleich­zei­tig auf das Sieb auf­brach­te.

In mehr­fa­cher Hin­sicht han­delt es sich bei den Seri­gra­fien Bau­meis­ters also um Ori­gi­nal­gra­fik im enge­ren Sin­ne, denn der Künst­ler bear­bei­te­te den Druck­trä­ger selbst, über­wach­te die streng limi­tier­te Auf­la­ge und signier­te und num­me­rier­te schließ­lich die für den Han­del bestimm­ten Blät­ter.

Künst­ler und Hand­wer­ker

Dar­über hin­aus war eine her­vor­ra­gen­de Zusam­men­ar­beit mit dem Dru­cker erfor­der­lich. Die­sen fand Bau­meis­ter 1950 in Luit­pold (Pol­di) Dom­ber­ger, der sei­ne Werk­statt zufäl­li­ger Wei­se in der­sel­ben Rui­ne ein­ge­rich­tet hat­te, in der sich auch Bau­meis­ters Ate­lier befand. Bereits 1952 stell­ten sie die Früch­te ihrer gemein­sa­men Arbeit in der New Yor­ker Hacker Gal­lery aus.

Das Hand­werk­li­che besaß – das weiß man seit der Ent­ste­hung der ers­ten Mau­er­bil­der und der frü­hes­ten typo­gra­fi­sche Arbei­ten – für Wil­li Bau­meis­ter stets einen hohen Stel­len­wert. In sei­nem Buch „Das Unbe­kann­te in der Kunst“ schrieb er 1947, es ste­he das Ele­men­tar-Hand­werk­li­che infol­ge der neu­en Wer­tung von Linie und Flä­che wie eine Neu­ge­burt inner­halb der ‚hohen‘ Kunst.

Wich­ti­ges Medi­um in Bau­meis­ters Schaf­fen

In Bau­meis­ters Werk nahm die Zahl der Seri­gra­fien seit den ers­ten acht Blät­tern im Jahr 1950 kon­ti­nu­ier­lich zu. Bis zu sei­nem Tod im August waren es 18 allein im Jahr 1955. Zugleich über­stieg ihre Zahl ins­ge­samt die der Litho­gra­fien deut­lich. Dies zeigt, dass Bau­meis­ters Inten­tio­nen unter den Druck­ver­fah­ren am ehes­ten mit dem Sieb­druck umzu­set­zen waren.

Inhalt­lich kann man – ähn­lich wie bei den übri­gen Gra­fi­ken und Zeich­nun­gen – fest­stel­len, dass er übli­cher­wei­se die Moti­ve sei­ner Gemäl­de vari­ier­te und deren Gehalt in die Spra­che der Seri­gra­fie über­setz­te. Nur in den letz­ten Arbei­ten griff er auf Zeich­nun­gen der Illus­tra­ti­ons­fol­gen von 1943 zurück.

Über­set­zun­gen frü­he­rer Gemäl­de

Zu den wich­tigs­ten künst­le­ri­schen Ergeb­nis­sen der 1950er Jah­re in Bau­meis­ters Oeu­vre gehö­ren die Über­tra­gun­gen zeit­lich zum Teil weit zurück­lie­gen­der Ent­wür­fe in den Gemäl­den.

Die Seri­gra­fie gab ihm die Mög­lich­keit, wich­ti­ge Bild-Erfin­dun­gen noch­mals fest­zu­hal­ten, zu ver­brei­ten und ein Stück weit zu opti­mie­ren, wobei letz­te­res nicht für den Ent­wurf selbst, son­dern ins­be­son­de­re für die Farb- und Ton­wir­kun­gen und die Klar­heit der Kom­po­si­ti­on galt.

Zu den bes­ten Bei­spie­len gehö­ren Afri­ka-Blät­ter (1950, Gemäl­de 1942), „Läu­fer“ (1952, Gemäl­de 1934), „Tän­ze­rin“ (1953, Gemäl­de 1934), „Taucher/Springer“ (1954, Gemäl­de 1934), „Ideo­gramm“ (1954, Gemäl­de 1937), „Schach“ (1954, Gemäl­de 1925!) sowie meh­re­re Blät­ter mit Moti­ven aus den Gil­ga­mesch-Fol­gen (1955, Zeich­nun­gen 1943). Neben den Neu-Auf­nah­men frü­he­rer Moti­ve beschäf­tig­te sich Bau­meis­ter in den Seri­gra­fien mehr­fach mit Moti­ven aus aktu­el­len Gemäl­den, wie etwa „Phan­tom“, „Faust“, „Noc­turn“, „Mon­taru“ oder „Mo“ sowie meh­re­ren Arbei­ten unter dem Titel „Aru“.

Der Erfolg der künst­le­ri­schen Seri­gra­fie als aner­kann­tes ori­gi­nal­gra­fi­sches Ver­fah­ren wur­de nicht zuletzt durch Wil­li Bau­meis­ter ange­sto­ßen. Sein Pos­tu­lat von 1952 ist in Erfül­lung gegan­gen:

Kos­mi­sche Ges­te, 1950
(Inv.-Nr. SpB-0168)

Die Wei­ter­ent­wick­lung ist nicht aus­ge­schlos­sen, und es wäre wich­tig, dass Maler und Gra­phi­ker sich unse­ren Ver­fah­ren anschlies­sen.“