Skip to content

Heinz Boda­mer: Medi­tie­ren nur mit For­men und Far­ben

Heinz Boda­mer (1927–2022) besuch­te Bau­meis­ters Klas­se von 1946 bis 1950. Tätig­keit als Wer­be­ge­stal­ter sowie als frei­er Maler und Gra­fi­ker in Stutt­gart.

Zum Eröff­nungs-Som­mer­se­mes­ter 1946 war die Stutt­gar­ter Kunst­aka­de­mie am Wei­ßen­hof eini­ger­ma­ßen wie­der auf­ge­baut. Die Schü­ler hat­ten am Wie­der­auf­bau wesent­lich mit­ge­ar­bei­tet.

Durch mei­ne ein­ge­reich­ten Arbei­ten wur­de ich zur Mal­klas­se auf­ge­nom­men und hat­te mich bei Prof. Steiss­lin­ger zunächst ein­ge­schrie­ben. Sehr bald aber sah ich, daß mei­ne Ent­schei­dung nicht gut für mich war, obwohl Prof. Steiss­lin­ger als geschätz­ter Voll­blut­ma­ler galt. Nach einem Semes­ter wech­sel­te ich dann zu Prof. Bau­meis­ter und wur­de zum Win­ter­se­mes­ter 1946 sein Schü­ler. Mei­ne Schü­ler­zeit bei Prof. Bau­meis­ter dau­er­te acht Semes­ter, bis 1950. Die ers­ten Ein­drü­cke waren, daß Bau­meis­ter-Schü­ler sehr viel­sei­tig mal­ten, was mir gleich impo­nier­te, vor allem aber Bau­meis­ter in sei­ner gan­zen Per­son.

Heinz Boda­mer

Was in den „Didak­ti­schen Tafeln“ zu sehen ist, zeigt die ele­men­ta­re Grund­leh­re Bau­meis­ters, soweit ich mich noch dar­an erin­nern kann und wur­de für eine Aka­de­mie-Aus­stel­lung am Wei­ßen­hof ange­fer­tigt. Mit die­ser Grund­leh­re als Fun­da­ment ver­tief­te und erwei­ter­te Bau­meis­ter dann sei­ne „Hohe Schu­le“, die in sei­nem Buch „Das Unbe­kann­te in der Kunst“ begrün­det lag. 1947 wur­de das Buch her­aus­ge­ge­ben und wir lasen es eif­rig. 40 Jah­re danach las ich dann sein Buch wie­der mit der­sel­ben Begeis­te­rung und sehe sei­ne Bil­der in einer neu­en, ver­ständ­nis­vol­len Kunst­form.

Bau­meis­ter sag­te ein­mal, daß sei­ne Bil­der als rei­ne Schau­bil­der ver­stan­den sein wol­len. Die­ser Aus­druck ver­steht sich so ein­fach, ist aber in der Tat das Schwers­te, mei­ner Mei­nung nach, medi­tie­ren nur mit For­men und Far­ben, mit rei­ner Male­rei.

1951 ging ich mit einem Emp­feh­lungs­schrei­ben Bau­meis­ters auf Stu­di­en­rei­se nach Paris. Anschlie­ßend war ich dann noch Schü­ler von Heckel und Gries­ha­ber an der Karls­ru­her Kunst­aka­de­mie und bekam dort ein Staats­sti­pen­di­um für die römi­sche Kunst­aka­de­mie. Bei einem Stu­di­en­auf­ent­halt in Lon­don besuch­te ich Hen­ry Moo­re.

(aus einem Brief an Wolf­gang Ker­mer vom 12. Dezem­ber 1987, zitiert nach Ker­mer 1992, S. 182)